Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Lühnde

Die Anfänge

Feuer – das ist Anfang des vergangenen Jahrhunderts weit stärker als heute eine Existenz gefährdende Gefahr. Denn Löschen ist zu der Zeit noch immer mühselige und oft vergebliche Handarbeit. Eimerweise muss das Wasser herangeschafft werden. Um das Löschwesen neu zu ordnen, erlässt der königliche Ober-Präsident zu Hannover, Konstantin Graf zu Stolberg-Wernigerode, am 16. Juli 1901 eine neue Polizei-Verordnung. Sie schreibt zum 1. April 1902 in allen Gemeinden der Provinz Hannover, die keine Berufs- oder Freiwillige Feuerwehr haben, den Aufbau von Pflicht-Feuerwehren vor. Damit würden auch in Lühnde alle Bürger zwischen 17 und 55 Jahren verpflichtet, in die Feuerwehr einzutreten, sofern sie nicht Beamte, Soldaten, Gendarmen, Geistliche, Ärzte, Apotheker, Lehrer oder Schüler sind. Um diesen Zwang zu vermeiden, gründen Lühnder Bürger am 25. Januar 1902 eine Freiwillige Feuerwehr. Nach ihren Statuten ist sie „ein Verein gesunder und kräftiger Männer”, die sich auf mindestens drei Jahre ,,zur unentgeltlichen Dienstleistung” verpflichten müssen und „vor der Front des Korps mittelst Handschlags verpflichtet” werden. „Jeder unbescholtene, gesunde männliche Bewohner der Gemeinde Lühnde im Alter von 20 bis 50 Jahren kann der freiwilligen Feuerwehr als Mitglied beitreten.” Ihr erster Hauptmann ist Heinrich Leonhardt.

Zackige Exerzierübungen stehen im Februar und März des Jahres 1902 auf der Tagesordnung der neugegründeten Lühnder Feuerwehr. Am 16. März 1902 ruft Hauptmann Heinrich Leonhardt seine 54 Feuerwehrleute zu einer großen öffentlichen Übung am alten Schulteich zusammen.

August Meyer, 1905

So schildert es August Meyer, der 1905 als 19-jähriger in die Wehr eingetreten ist, im Juli 1977 zum 75-jährigen Jubiläum in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung. Auch die folgenden Zitate stammen aus diesem Bericht.

Lederne Feuereimer flogen durch der Hände Ianger Kette, wenn am Teich geübt wurde. Übrigens musste jeder Lühnder Hausbesitzer einen Iedernen Feuereimer nachweisen können.

August Meyer, 1905

Modernstes Gerät der Wehr ist eine Handdruckspritze von 1863, die noch 1975 öffentlich vorgeführt wird. „Die erste Handdruckspritze ging sehr schwer”, so August Meyer. 1905 erhält die Wehr eine neue Handdruckspritze. Die Mühsal bleibt. Auch an ihr „musste laufend abgewechselt werden”.

GIeich fünf ausgebildete Hornisten standen der Lühnder Wehr im ersten Jahr zur Verfügung; W. Bruns, H. Winter, A. Nawo, A. Köhler und K. Grefe. Wenn diese Alarm bliesen, waren in Minutenschnelle zwei Spritzenzüge, ein Steigerzug und eine komplette Wachmannschaft einsatzbereit.

August Meyer, 1905

Die Spritzenzüge müssen das Wasser heranschaffen, die Steiger im Fall der Fälle aufs Dach. Die Männer der Wachmannschaft – vorzugsweise die älteren und zur Bedienung der Spritzen weniger geeigneten Mitglieder (aus den Statuten) – sind zuständig für den Ordnungsdienst und sichern die Brandorte vor Plünderung.

ErstmaIs bliesen die Hornisten am 7. August des Jahres 1902 morgens um 3 Uhr zum Alarm.

August Meyer, 1905

In Bolzum steht die Scheune des Ortsvorstehers Liehe in Flammen. Das Kind eines Arbeiters hat mit Streichhölzern gespielt. Neun Wehren rücken an. Die Scheune ist nicht zu retten. Drei Schweine, Gerste, Heu, Stroh und Klee verbrennen. (Aus der Hildesheimer Zeitung vom 9. August 1902).

Kaum hatte man das Weihnachtsfest 1902 verdaut, als am 27. Dezember frühmorgens wieder Alarm im Dorf geblasen wurde. Das Gasthaus Schütte in Algermissen brannte Iichterloh. Im Nu waren die 14 Pferde vor die Spritze gespannt und es ging im Galopp in Richtung AIgermissen. Am Dorfausgang hängte sich die Deichsel aus. Kurzentschlossen zogen die Lühnder ihre Spritze mit der Hand und waren sogar noch als zweite Wehr an der Brandstelle. Wenige Jahre später folgte ein ähnliches Malheur, als wieder ein Großfeuer in Algermissen wütete. Die Pferde von Wilhelm Rautenberg rissen die Deichsel heraus und Iiefen aufgeschreckt mit den Reitern durch die Feldmark. Die Spritze überschlug sich mehrmals und blieb im Graben Iiegen. Die Feuerwehrleute schaffen die stark demolierte Handdruckspritze dennoch zum Brandherd, wo sie für die Wasserbeschaffung so sehr gebraucht wurde.

August Meyer, 1905

Die Lühnder Wehr ist flink. Bei einer Übung kann innerhalb von vier Minuten Wasser gegeben werden, berichtet August Beitzen 1952 beim 50-jährigen Jubiläum aus einem Protokoll vom 2. August 1903.

Leider ist das erste Protokollbuch verschollen. Erhalten sind nur noch Aufzeichnungen ab 1920. Auf sie stützt sich die folgende Chronik. Ich danke allen, die meine Fragen geduldig beantwortet haben und wünsche der Wehr weiterhin viel Erfolg, gute Kameradschaft und gewissenhafte Schriftführer, die auch die kommenden Ereignisse für die Nachwelt erhalten.

Dirk Racke


Die Jahre 1920 – 1933 | Hauptmann Karl Rädeke

1920 wird Bolzum durch eine Serie von Brandstiftungen heimgesucht. Viermal rückt die Lühnder Wehr aus. Immer brennen Stall und Scheune von Landwirten des Nachbardorfes. Auch in Lühnde wird die Feuerwehr alarmiert: Am 3. Oktober brennt die Scheune des Hofbesitzers Behrens vollständig aus. Als Nachfolger von Heinrich Leonhardt ist inzwischen Karl Rädecke Hauptmann der Lühnder Wehr.

1921 ist die Wehr 58 Mitglieder stark. Am 18. Januar, einen Tag nach der Generalversammlung, werden sie erneut alarmiert. Am Materiallagerplatz der Kanalbauer brennt der Kohlenschuppen. Im September folgen zwei weitere Einsätze: Am 26. steht in Algermissen die Scheune des Landwirts Voges in Flammen, am 30. brennt das Doppelwohnhaus der Witwe Bruns in Lühnde bis auf die Grundmauern nieder. „Die Löscharbeiten wurden durch den großen Wassermangel sehr erschwert“, vermerkt das Protokoll.

1922 wird der Jahresbeitrag auf drei Mark angehoben. Die Gemeinde bleibt von Feuern verschont.

1923 beschließt die Generalversammlung, die Kameraden über 60 Jahre von den Beiträgen zu befreien. Die Kanalbauverwaltung hat inzwischen einen Hydranten installiert. Am 5. Oktober wird er zum ersten Mal eingesetzt, als durch einen Kurzschluss die Scheune des Lühnder Landwirts Fr. Heddenhausen niederbrennt. Der Hydrant kam „sehr gut zu statten“, heißt es im Protokoll.

In diesem Jahr erreicht die Inflation ihren Höhepunkt. Anfang Januar hat die Wehr 5240 Mark in der Kasse. Am 11. Februar sammeln einige Kameraden Stroh, um den Bestand zu erhöhen. Für dreieinhalb Zentner erhalten sie 56000 Mark. Mitte Mai sind für das Bier einer abendlichen Versammlung schon 62000 Mark fällig, am 23. Dezember 12 Billionen Mark. Der Überschuss am Jahresende: 6,599 Billionen Mark, gleich 6,50 Goldmark.

1924 rückt die Wehr dreimal nach Algermissen aus, muss jedoch nie eingreifen.

1925 brennt am 8. Juni das Gemeinde-Backhaus nieder. Das Feuer war im benachbarten Holzvorrats-Schuppen entstanden. Auch die benachbarten Wehren aus Algermissen, Wätzum, Bledeln und Bolzum rücken an. Die Lühnder Löschkräfte bekommen den Brand allerdings ohne ihre Hilfe unter Kontrolle.

1926 wird nach einem Stallfeuer bei H. Hennies in Wätzum (31. August) beschlossen, dass bei auswärtigen Bränden auch die Steigerzüge beim Pumpen helfen sollen.

1927 feiert die Lühnder Feuerwehr ihr 25-jähriges Bestehen – bei strahlendem Sonnenschein. Dabei war das ganze Jahr verregnet. Doch kurz vor dem feierlichen Umzug am 3. Juli klart der Himmel auf. Begleitet von sechs Musikkapellen marschieren 38 Wehren und Vereine mit 900 Mann durchs Dorf. Der Eintritt ins Festzelt kostet 50 Pfennig.

1928 wird auf der Generalversammlung erstmals über die Anschaffung von Motorspritzen geredet. Doch das dauert noch Jahre. Am 5. Juli wird die Wehr zu einem dramatischen Einsatz nach Tiefenbeck alarmiert. Eine hölzerne Wohnbaracke mit Pappdach, in der fünf Familien leben, brennt „in kürzester Zeit nieder“, heißt es im Protokoll. „Einige Familien konnten nur ihr eigenes Leben retten.“

1929 treten die Gründungsmitglieder W. Rautenberg, H. Grefe und H. Gott aus der Wehr aus. 17 Kameraden hatten ihren Ausschluss verlangt, weil sie seit Jahren nicht zu Übungen kamen. Das Ehrengericht hatte daraufhin beschlossen, sie von der Front abzuziehen und in die Wachmannschaft einzugliedern.

1930 tritt Steigführer August Wehrspohn aus Altersgründen zurück und wird zum Ehrenmitglied ernannt.

1931 werden auf der Generalversammlung zum ersten Mal zwei Sanitäter gewählt.

1932 besteht die Wehr seit 30 Jahren. „Den ernsten Zeit entsprechend wird von einer größeren Feier Abstand genommen“, beschließt die Generalversammlung.

1933 muss die Wehr nur zu einem Stall. und Scheunenbrand anch Algermissen ausrücken (bei Teltemann am 25. August). In Deutschland haben Nationalsozialisten die Macht übernommen. Nach und nach ändern sie auch das Feuerlöschwesen. Der Drill nimmt zu. Am 6. September ist erstmals eine abendliche Übung mit anschließender „Vorführung eines Manövers“ im Protokollbuch verzeichnet.


Die Jahre 1934 – 1938 | Wehrführer August Rautenberg

1934 erhält die Feuerwehr eine neue Satzung. Hauptmann Karl Rädeke unterschreibt erstmals als „Führer”, die Kommando-Sitzung  heißt jetzt „Führer-Besprechung“. Die abendlichen Übungen werden häufiger, Alarmübungen kommen hinzu. Am 6. August legt  Rädeke, der 1933 noch auf drei Jahre wiedergewählt worden war, nach einer abendlichen Übung „seinen Posten als Führer der Wehr freiwillig nieder“. Noch am selben Abend wird „auf Vorschlag der maßgebenden Stellen“ (Protokollbuch) als Nachfolger August Rautenberg zum Brandmeister gewählt. Einen Monat später fordert eine Versammlung der Wehr „die Kameraden, die in der SA und SS sind“, auf, aus diesen Verbänden auszutreten. Für die Wehr werden erstmals zwei Gasmasken und elf Stahlhelme angeschafft.

1935 wird die Wehr auf die noch heute gültige Dreiteilung umgestellt: Der 1. Löschzug wird zum Angriffstrupp, der 2. zum Schlauch-, der 3. zum Wassertrupp. Die Altersabteilung wird aufgelöst. Die entsprechenden Kameraden werden zu  Ehrenmitgliedern ernannt. Auch Exerzieren steht jetzt auf dem Dienstplan. Bei einer Inspektion mit Exerzieren, Schulübungen und Brandangriff erhält die Lühnder Feuerwehr die Note „sehr gut“.

1936 wird der vor zwei Jahren als Führer zurückgetretene Karl Rädeke zum Ehrenmitglied ernannt. Zur schnelleren Alarmierung werden an mehreren Stellen im Dorf Signalhörner aufgehängt. Am 27. Juli bekommt die Wehr ihre erste Motorspritze (Fabrikat: Flader), dazu eine fahrbare Schlauchhaspel mit Gummibereifung, einen Angriffswagen, ein Standrohr und 225 Meter B-Schläuche. Die Übungen finden jetzt jeden Mittwoch statt. Die Trupps wechseln sich dabei ab, alle vier Wochen probt die gesamte Wehr.

1937 muss die Lühnder Wehr bei einer Luftschutz- und Verdunkellungswoche Ende September jede Nacht eine Wache stellen. Vier weitere Gasmasken, 13 Stahlhelme und 250 Meter C-Schlauch werden angeschafft. Und am 30. November kauft die Wehr ihr erstes Auto – ein so genanntes Feuerwehreinsatzfahrzeug mit Gruppenbesatzung und Kastenaufbau.

1938 wird am 23. November das neue Gesetz über das Feuerlöschwesen verkündet. Die Feuerwehr heißt jetzt Feuerlöschpolizei und gilt als uniformierte Hilfspolizeitruppe. Von den Mitgliedern wird soldatisches Auftreten verlangt.


Die Jahre 1939 – 1940 | Der Zweite Weltkrieg

1939 erhält die Wehr die ersten neuen Uniformen – der blaue Rock wird eingeführt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges werden auch einige Kameraden eingezogen.

1940 wird wegen des Krieges ein Sicherheits- und Hilfsdienst eingesetzt mit Wehrführer August Rautenberg als Löschverbandsführer. Er ernennt Willi Ahlwes zum stellvertretenden Führer der Lühnder Wehr. Am 21. Oktober wird die Feuerwehr nachts alarmiert: Der Schacht auf Carlshall brennt aus.


Die Jahre 1941 – 1945 | Brandmeister Willi Ahlwes

1941 muss die Wehr am 27. Januar zweimal zu eınem Stall und Scheunenbrand bei Schütte in Bolzum ausrücken. Der Einsatz dauert insgesamt sieben Stunden. August Rautenberg legt sein Amt als Brandmeister nieder, Willi Ahlwes wird zum Nachfolger befördert. Auf einem Schulungsabend wird die Wehr „über Verhaltensmaßnahmen bei Gasalarm“ informiert.

1942 wird erstmals ein Großangriff auf Hannover befürchtet. Die Lühnder Wehr erhält für diesen Fall einen Hydranten mit Zubehör und wird angewiesen, sich mit 1 zu 8 Mann, Auto und Pumpe bereit zu halten.

1943 folgt in der zweiten Jahreshälfte Alarm auf Alarm. Dreimal muss die Wehr nach Luftangriffen zur Brandbekämpfung nach
Hannover. Beim ersten Mal, am 26. Juli, brennt mittags die Altstadt. Der Lühnder Einsatz in der Leinstraße endet erst um 3.15 Uhr. Am Morgen des 9. Oktober folgt der nächste Einsatz In Hannover: Die ganze Innenstadt steht in Flammen. Die Lühnder Wehr wird erst beim Brand eines Sägewerkes in der Fössestraße eingesetzt, später an der Garnisonskirche. Erst am Nachmittag des 11. Okober ist sie zurück. Acht Tage später muss sie nachts erneut nach Hannover, wird jedoch nicht eingesetzt. Auch das heutige Gemeindegebiet wird vom Krieg erfasst. Am 22. September brennen nach dem Absturz eines feindlichen Flugzeugs die Kirche und mehrere Gebäude in Groß Lobke, am 29. September zerstören Brandbomben den Viehstall des Bauern Hapke in Bledeln. Einsatz auch in Lühnde: Am 21. August brennt nach einem Blitzeinschlag die Scheune von H. Gott (1 1) nieder.

1944 stürzt in der Nacht zum 20. Februar ein feindlicher Bomber bei Bledeln ab. Um 7.30 Uhr explodiert seine Ladung und setzt eine Scheune von Uthoff sowie einen Viehstall von Knopf in Brand. Gemeinsam mit den Kräften aus Bledeln und Hotteln können die Lühnder den Stall löschen und eine weitere Ausbreitung des Feuers verhindern. Ebenfalls im Februar kauft die Wehr einen Ein-Tonner-Lieferwagen als Ersatz für das alte, nicht mehr betriebsbereite Auto. Am 15. April brennt es in Lühnde: Die Strohscheune von Spangenberg geht in Flammen auf.

1945 folgt in den letzten Kriegsmonaten Einsatz auf Einsatz. Am 28. Februar zerstört eine Luftmine einen Hof in Müllingen. Sechs Tage zuvor haben die Luftangriffe auf Hildesheim begonnen. Fünfmal rückt die Wehr dorthin aus: Am 22. Februar und 3. März wird sie am Löschteich Schützenallee eingesetzt, am 14. März am städtischen Milchhof. Am 22. März brennt die gesamte Innenstadt. Ein Löschen sei dort nicht möglich, heißt es im Protokoll. Der Einsatz dauert 25 Stunden. Die Wehr kann einen Häuserblock in der Hermannstraße retten, wird anschließend am Cheruskerring und in der Steuerwalder Straße eingesetzt. Am 25. März folgt der letzte Einsatz am Gaskraftwerk.

Am Vormittag des 10. April wird Lühnde von einer amerikanischen Panzereinheit besetzt. Mittags nimmt deutsche Artillerie von  Sehnde aus das Dorf unter Beschuss. Viele Gebäude, auch die Kirche, werden getroffen (aus der Dorfchronik von Friedrich Peine). Die Scheunen von Ahlwes und Ruhkopf gehen in Flammen auf. Die Wehr setzt ihre Motorspritze ein, kann die Scheunen aber
nicht retten.

Am 9. Mai ist der Krieg offiziell zu Ende. Zur Jahresmitte werden die amerikanischen Besatzungstruppen durch Briten abgelöst. Sie fördern ausdrücklich die Freiwilligen Feuerwehren, die nun keine Feuerlöschpolizeien mehr sind. Brandmeister Willi Ahlwes wird zum Oberbrandmeister befördert und gleichzeitig zum Unterkreisbrandmeister ernannt.


Die Jahre 1946 – 1966 | Friede und Wiederaufbau

1946 wird nach drei Jahren ohne Generalversammlung die Kassenabrechnung seit 1942 nachgeholt. Der Überschuss beträgt 429,16 Mark. Und nach den entbehrungsreichen Kriegsjahren will die Wehr auch wieder feiern – und wie! Das geschlossene Vergnügen am 6. Juli ist „sehr gut besucht“ und verläuft „in voller Harmonie“, heißt es im Protokoll. Und weiter: „Wegen der Sperrstunde durfte in der Zeit von 23 Uhr bis 5 Uhr niemand den Saal verlassen. Aber auch danach dachten nur wenige daran, nach Hause zu gehen.“

1947 erringt die neue Wettkampfgruppe unter Walter Sohns auf Anhieb den ersten Platz bei den Feuerwehrwettkämpfen im Regierungsbezirk. Es ist der Grundstein für eine 18-jährige Erfolgsgeschichte. Bis 1965 ist die Lühnder Wehr auf Kreisebene zwölfmal unter den ersten Drei und siegt siebenmal im Regierungsbezirk. Die ersten Urkunden werden am 18. Dezember 1947 in der Gastwirtschaft Platz aufgehängt, dem neuen Vereinslokal der Wehr.

1948 erhält die Wehr ihre erste elektrische Sirene – ein Handgerät. Es ist keine ldeallösung. Sie sei schlecht zu hören, wird später
kritisiert. Im Juni kommt die Währungsreform. Am Abend vor der Umtauschaktion wird die Lühnder Feuerwehr zur Bewachung des neuen Geldes alarmiert. Es lagert im Tresor der Spar- und Darlehenskasse. Am nächsten Tag, am Sonntag, dem 20. Juni 1948, werden einige Feuerwehrkameraden als Ordnungsdienst bei der Ausgabe der Deutschen Mark eingesetzt. Durch die Währungs-
reform verliert auch die Feuerwehr ihre gesamten Mittel. Ein Tanzvergnügen, so wird im August beschlossen, soll neues Geld in die Kasse bringen.

1949 wird die Bundesrepublik Deutschland gegründet. In Lühnde kehrt der Feuerwehrkamerad Heinrich Grefe (Tischler) aus
russischer Kriegsgefangenschaft zurück.

1950 wird Willi Ahlwes als Ortsbrandmeister wiedergewählt. Er ist jetzt 30 Jahre in der Wehr, davon 25 Jahre im Kommando. In der zweiten Jahreshälfte werden die Uniformen durch Schirmmützen ergänzt. Doch das Geld ist knapp: Wer es sich leisten kann, wird gebeten, sich die Mütze selbst zu kaufen. Am 25. Dezember unterbricht Alarm die Weihnachtsruhe. Die Wehr muss nachts zu einem Stall- und Scheunenbrand auf dem Willerschen Hof nach Algermissen ausrücken.

1951 werden der Kreisfeuerwehrverband und der Landesfeuerwehrverband gegründet. Die Lühnder Wehr schließt für zunächst 30 Mitglieder eine Zusatzversicherung ab, die Unfälle und Schäden bei Einsätzen abdeckt. Der Jahresbeitrag der Wehr wird auf vier Mark erhöht.

1952 kritisiert ein Brandverhütungsingenieur den Wassermangel im Dorf und verlangt den Bau von zwei Großbehältern für je 100 Kubikmeter. Gefordert wird so viel Wasser, dass acht Großgeräte zwei Stunden lang eingesetzt werden können. Am 8./9. Juni feiert die Wehr ihr 50-jähriges Bestehen. Kurz zuvor hat die Gemeinde 30 neue, blaue Uniformröcke bewilligt. Am Umzug mit der festlich geschmückten alten Spritze nehmen alle Vereine, drei Kapellen und 35 Wehren mit 400 Mann teil, Schulkinder zeigen Märchenbilder. Zum Jubiläum findet auch das Kreisfeuerwehrverbandsfest in Lühnde statt.

1953 erhält Lühnde eine fest installierte elektrischer Sirene, die seitdem jeden Sonnabend um 12 Uhr mit einem Probealarm kontrolliert wird. Das Gerät kostet 746 Mark. 600 Mark zahlt der Feuerschutzfonds, den Rest die Gemeinde. Sie verwendet dafür die 153 Mark, die Lühndes Wehr als Vergnügungssteuer für das Jubiläumsfest zahlen musste. Auf Beschluss der Generalversammlung werden alle Kameraden, die seit mindestens 40 lahren dabei sind, zu Ehrenmitgliedern ernannt, ebenso die über 65-Jährigen, die seit wenigstens 20 Jahren in der Wehr sind. Im Februar werden neue Feuerwehrausweise eingeführt. Zweimal muss die Wehr zum Löschen ausrücken: Im Juni steht in Ummeln ein Dachstuhl der Tonröhrenfabrik in Flammen, im August brennen in Algermissen Stall und Scheune des Bauern Busche nieder.

1954 sind die Lühnder Löschkräfte am 12. Oktober nur sieben Minuten nach der Alarmierung beim Brand des Werkshauses
von H. Hennies in Wätzum und damit als erste auswärtige Wehr am Einsatzort.

1955 werden neue Dienstabzeichen für langjährige Mitglieder eingeführt. Für zehn Jahre gibt es einen Streifen am rechten Är-
mel, für 25 Jahre zwei Streifen. Das unbeheizte Spritzenhaus bringt im Winter die Motorspritze in Gefahr. Sie soll bei starkem Frost künftig ins Backhaus gebracht werden.

1956 rückt die Wehr am 30. Januar bei grimmiger Kälte nach Bolzum aus. Die Schläuche sind sofort vereist. Das Wohnhaus und die Scheune von Koppenburg brennen nieder. Am 27. Oktober erhält Lühnde ein neues Löschfahrzeug. Das LF 8 (Typ Opel Blitz) von der Firma Graaf aus Elze wird – festlich geschmückt – bei strömendem Regen am Alex feierlich übergeben.

1957 wird die Lühnder Wehr in die Kreisbereitschaft eingegliedert.

1958 beschließt die Generalversammlung einstimmig die Übernahme einer Feuerwehr-Mustersatzung des Innenministeriums. Damit können erstmals auch fördernde Mitglieder aufgenommen werden. Der Mindestbeitrag wird auf 50 Pfennig im Monat festgelegt. Am 9. September wird nach einem Scheunenbrand bei Wirries in Algermissen im Protokollbuch erstmals eine neue Gefahrenquelle notiert: Zündelnde Kinder.

1959 heißt es am 24. April nach einem Brand bei Höhne (Stall und Wohnhaus) in Wätzum erneut: „Durch Kinderhand entzündet“. Am 1. Dezember kämpft die Wehr zwei Stunden lang vergeblich gegen einen Scheunenbrand auf dem Hof Schmidt in Oesselse.

1960 kündigt Ortsbrandmeister Willi Ahlwes erstmals die Vorführung von Trockenlöschern an. Die Wettkampfgruppe erzielt ihren größten Erfolg: Mit dem dritten Sieg in Folge verteidigt sie erneut den Wanderpokal der Bezirksregierung, der damit Eigentum der Wehr wird.

1961 verläuft ruhig – bis zum 21. November. Alarm um 18.15 Uhr: Auf dem Hof von Heinz Grefe brennt der Weideschuppen. Das Feuer kann schnell gelöscht werden. Zweieinhalb Wochen später, am 9. Dezember, folgt der nächste Alarm: wieder um 18.15 Uhr, wieder Hof Grefe. Diesmal brennen Scheune und Viehstall. Alle Kühe, Rinder, Kälber und Schweine können gerettet werden. Doch die Gebäude, Heu- und Strohvorräte sowie ein Gummiwagen sind verloren. Bis 1 Uhr nachts kämpfen zeitweise neun Wehren gegen die Flammen. Sie können ein Übergreifen des Feuers auf Wohnhaus und Nebengebäude verhindern. Die Brandursache ist schnell geklärt: In beiden Fällen hat das 15-jährige Dienstmädchen der Familie gezündelt. Zwei Tage später wird die 55-jährige Martha Seemann, die mit ihrer Familie im Haus Grefe wohnt, von der einstürzenden Giebelwand des zerstörten Stalls erschlagen. In der Brandnacht hatten die anwesenden Experten diese Wand als standfest beurteilt. Ein tragischer Irrtum.

1962 will Ortsbrandmeister Willi Ahlwes – inzwischen 70 Jahre alt – sein Amt aufgeben, lässt sich jedoch überreden, noch drei Jahre bis zu seinem 25-jährigen Brandmeister-Jubiläum weiterzumachen. Er wird einstimmig wiedergewählt. Zweimal muss die Wehr in diesem Jahr ausrücken: Am 13. Oktober steht in Algermissen die Trocknungsanlage der Zuckerfabrik in Flammen, am 12.  November brennt ein Dachstuhl in Wehmingen ab.

1963 erhält die Wehr eine vierteilige Steckleiter – aus Holz. Am 26. März brennt in Lühnde die Scheune von Hermann Dohrs. Wieder einmal ist die Ursache: „Von Kinderhand gelegt.“

1964 wird die Wehr im September an zwei aufeinander folgenden Tagen alarmiert: wieder Brandstiftung. Beide Male brennen ein Stall und eine Scheune samt Vorräten und Geräten aus, am 4. September in Wirringen, am 5. in Algermissen.

1965 möchte Ortsbrandmeister Willi Ahlwes erneut aus Altersgründen zurücktreten. Doch noch mag niemand in seine Fußstapfen treten.

1966 scheint die Nachfolge geregelt. Heinrich Bruns wird einstimmig zum neuen Ortsbrandmeister vorgeschlagen und erklärt sich bereit, das Amt nach einjähriger Einarbeitung zu übernehmen. Willi Ahlwes stimmt zu und macht vorerst weiter.


Die Jahre 1967 – 1975 | Oberbrandmeister Walter Sohns

1967 muss ein neuer Wehrchef gesucht werden. Heinrich Bruns konnte die notwendigen Lehrgänge an der Feuerwehrschule Celle aus beruflichen Gründen nicht besuchen. Als neuer Ortsbrandmeister wird Walter Sohns gewählt. Und Willi Ahlwes – seit 48 Jahren aktiv in der Lühnder Wehr, davon 27 jahre an der Spitze – wird zum Ehren-Oberbrandmeister und später auch zum Ehren-Unterkreisbrandmeister ernannt. Ende August beschließst das neue Kommando: Die Lühnder Feuerwehr beteiligt sich an der Gründung des Spielmannzuges, den die Fahnen tragenden Vereine ins Leben rufen wollen.

1968 rückt die Wehr zu zwei Löscheinsätzen aus: Am 21. August brennt es in der Algermissener Ziegelei, am 16. November geht in Wätzum die Scheune des Gemeindebrandmeisters Rühmkorf in Flammen auf.

1969 erhält die Wehr ihre ersten zwei Sprechfunkgeräte. Die Gemeinde schafft zudem drei schwere Atemschutzgeräte an. Am 26. September wird die Wehr erneut zu einem Feuerwehrkameraden alarmiert: ln Algermissen brennen Scheune und Stallungen des Unterkreisbrandmeisters Heinz Engelke.

1970 steht in Lühnde die Gaststätte Selle in Flammen. Es ist der Abend des 13. April, ein Montag – Ruhetag. Kein Mensch ist in den Raumen. Die Lühnder Einsatzkräfte werden von den Wehren aus Algermissen, Bledeln, Wehmingen und Wätzum unterstützt. Vier weitere Wehren stehen in Bereitschaft. Die Löschmannschaften konnen ein Übergreifen des Feuers auf den Saal der Gaststätte verhindern und sogar das Mobiliar und die Getränkevorräte retten. Fünf Manner werden bei dem Einsatz leicht verletzt.

1971 versucht die Wehr, ihre Wettkampfgruppe zu stärken. Neue Junge Kameraden müssen sich mit dem Eintritt in die Wehr
zur Teilnahme an den Übungen und Wettkämpfen bereit erklären.

1972 feiert die Wehr vom 4. bis 6. August ihr 70-jähriges Bestehen mit einem Fackelzug am ersten Abend, einem Kinderfest mit Ponyreiten und abendlichem Ball am zweiten Tag und einem von vier Kapellen und zwei Spielmannszügen begleiteten Umzug durchs festlich geschmückte Dorf am dritten Tag. 40 Wehren mit 450 Feuerwehrkameraden nehmen daran teil. Knapp zwei Wochen später, am 22. August, muss die Wehr nach Wehmingen ausrücken. Nach einem Blitzschlag brennt die Scheune des Landwirts Skiba.

1973 wird die Wehr am 31. Mai erstmals zu einem Öl-Einsatz gerufen. Aus einem defekten Tank läuft Heizöl in den Abwasserkanal und durch den Graben an der Wätzumer Straße auf die Alpe zu. Nach starkem Regen müssen die Ölsperren bereits am nächsten Tag erneuert werden. Am 25. Juli stellt die Gemeinde Lühnde ihre Pläne für den Bau eines Sportzentrums mit Feuerwehrgerätehaus und Unterrichtsraum vor. Wegen der angespannten Finanzlage wird auch die Freiwillige Feuerwehr zur handwerklichen Eigenhilfe aufgerufen.

1974 wird am 21. Februar das Neubaugebiet Lühnder Herz eingeweiht. Am 1. März tritt die Gebietsreform in Kraft. Damit wird
Lühnde Teil der Gemeinde Algermissen. Die Feuerwehr erhält eine neue Mustersatzung und wird in den Bereitschaftszug der Gemeinde Algermissen eingegliedert. Der bisherige Lühnder Gemeindebrandmeister Walter Sohns wird als Ortsbrandmeister wiedergewählt.

1975 wird der sonnabendliche Probealarm am 31. Mai erstmals über Funk von der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Groß Düngen ausgelöst. Am 4. Juli beschließt die Lühnder Wehr die Gründung einer Jugendfeuerwehr, wartet in diesem Jahr aber vergeblich auf die Zustimmung der Gemeinde. lm Dezember kauft die Gemeinde Algermissen ein neues Tanklöschfahrzeug (TLF 16). Da die  Algermissener Wehr ihr altes LF 16 behalten will, soll das TLF in Lühnde stationiert werden – wenn das Gerätehaus benutzbar ist. Bis dahin wird der Wagen vorläufig in Wätzum untergestellt. Am 10./11. und 13./14. August wird die Wehr beim großen Heidebrand in der Feuerwehrbereitschaft eingesetzt.


Die Jahre 1976 – 1990 | Oberbrandmeister Hans-Joachim Püschel

1976 ist das in Eigenarbeit errichtete Feuerwehrgerätehaus zu Jahresbeginn im Rohbau fertig. Ortsbrandmeister Walter Sohns scheidet aus gesundheitlichen Gründen aus und wird zum Ehren-Ortsbrandmeister ernannt. Als Nachfolger wird Hans-Joachim Püschel gewählt. Am 31. Mai ist es endlich soweit: Die Lühnder Wehr gründet die erste Jugendfeuerwehr der Gemeinde.  Aufgenommen werden 15 Jugendliche, die sich bereits im vergangenen Jahr gemeldet hatten. Die Gemeinde stellt 1800 Mark für Uniformen zur Verfügung. Jugendwart wird der stellvertretende Ortsbrandmeister Adolf Zipperer. Am 19. September bestreitet die
Jugendwehr in Bornum am Harz ihren ersten Wettkampf und erreicht unter 45 Teilnehmern den fünften Platz.

Am 7. Juli wird das neue TLF 16 zum ersten Mal außerhalb einer Übung eingesetzt: In Groß Lobke brennt der Schafstall des Landwirts Euken. 300 Tiere kommen in den Flammen um. Fünf Wochen später, am 15. August, ist die Wehr erneut mit dem TLF 16 in Groß Lobke. Diesmal brennen Stall und Scheune des Landwirts Hinze. Ein dramatischer Einsatz. Zwei Lühnder Feuerwehrmänner stehen unter dem Vordach, als der Befehl zum Rückzug kommt. Kurz darauf kracht das Gebälk zusammen. Die beiden Kameraden haben um Haaresbreite ihr Leben gerettet. Noch viermal wird das TLF in diesem Jahr eingesetzt: am 25. August bei  Stoppelfeldbränden am Ortsrand von Algermissen, am 19. September beim Brand der Müllkippe an der Kalibahn und am 3. November an der Mittelpunktschule. Diesmal kein Feuer – der überflutete Heizungskeller muss ausgepumpt werden.

1977 wird der seit 26 Jahren unveränderte Jahresbeitrag von vier auf zwölf Mark erhöht. Am 11. Februar wird das neue Feuerwehrgerätehaus eingeweiht. Gleichzeitig wird das TLF 16 der Lühnder Wehr offiziell übergeben. Vom 22. bis 24. Juli richten Wehr und Spielmannszug ein gemeinsames Jubiläumsfest aus: 75 Jahre Lühnder Feuerwehr und zehn Jahre Spielmannszug. Am
großen Umzug mit zwölf Festwagen beteiligen sich 60 Vereine, darunter 38 Wehren sowie elf Musik- und Spielmannszüge.

Fünfmal rückt die Wehr in diesem Jahr zum Löschen aus. Der größte Alarm wird am 6. November ausgelöst: Durch fahrlässige Brandstiftung steht die Scheune von Wilhelm Ruhkopf in Flammen. Die Wehren aus Algermissen und Groß Lobke unterstützen die Lühnder Feuerwehr – insgesamt 50 Mann. ln 15-stündigem Einsatz können sie ein Übergreifen des Brandes auf die angrenzenden Gebäude verhindern. Auch die Tiere werden gerettet.

1978 werden die 180 Ortsfeueıwehren des Landkreises Hildesheim in vier Brandabschnitte eingeteilt. Algermissen bildet mit Harsum, Schellerten, Söhlde und Sarstedt den Abschnitt Nord. Lühnde und Algermissen sollen Stützpunktfeuerwehren für den Gemeindebereich werden. Zum ersten Mal überprüft die Wehr private Feuerlöscher. Die Aktion wird gut angenommen. Am 1. April tritt das neue Brandschutzgesetz in Kraft. Es sieht ständig besetzte Nachrichtenzentralen sowie Feuerwehreinsatzleitstellen in allen Landkreisen vor. Bei größeren Veranstaltungen muss künftig eine Brandsicherheitswache gestellt werden.

1979 beteiligt sich die Wehr an der Gründung der Interessengemeinschaft Lühnder Vereine (IGL) Das Gemeindekommando beschließt, für Lühnde ein Tragspritzenfahrzeug (TSF) anzuschaffen. Das Lühnder Feuerwehrkommando fordert dagegen – unterstützt vom Kreisbrandmeister – die Anschaffung eines neuen LF 8. Der alte Opel Blitz ist nach 23 jahren durchgerostet. Ein neues LF 8 wird jedoch als zu teuer abgelehnt. Am 7. August unterstützt die Bereitschaftsgruppe die Sarstedter Wehr: Die Chemiefirma Hanerol steht in Flammen. Am 14. Oktober muss die Wehr erneut ausrücken. Um 1.09 Uhr meldet ein Anrufer aus Lühnde bei der Polizei Sarstedt einen Brand der Gaststätte Platz. Die FTZ Groß Düngen löst Alarm aus. Um 1.15 Uhr sind die Wehren aus Lühnde, Ummeln und Groß Lobke am vermeintlichen Brandort. Vergeblich: Es war ein böswilliger Fehlalarm.

1980 beschließt das Kommando eine verstärkte Werbung um Fördermitglieder. Das Ziel: Jeder Hausbesitzer soll Mitglied der Wehr sein. Am Jahresanfang sind es erst 103. lm April erhält die Wehr sechs Funkmeldeempfänger. Wenig später wird das alte LF 8 durch ein neues TSF von Mercedes ersetzt. Als einzige in der Gemeinde besitzt die Lühnder Wehr Hitzeschutzanzüge, die ein Feuerwehrfreund von der Bundeswehr besorgt hat.

1981 übernimmt die Feuerwehr die Organisation bei der Einweihung des Kinderspielplatzes am 29. August.

1982 bricht am 27. Mai ein Feuer im Clubhaus am Birkenholz aus Der Loscheınsatz dauert zwei Stunden. Zu ihrem 80 jährigen Jubiläum richtet die Wehr vom 7. bis 9. Mai das Dorfgemeinschaftsfest aus. lm Herbst macht die Lühnder Feuerwehr überregional Schlagzeilen: Zum alljährlichen Dorfpokal organisiert sie am 21. August das erste Schweinerennen im Landkreis Hildesheim. 14 Treiber treten mit ihren Tieren an. Erste wird die Drei-Zentner-Sau Borsti aus Düshorn bei Walsrode. Vor 2500 begeisterten Zuschauern schafft sie den von der Wehr aufgebauten 70-Meter-Parcours in 13 Sekunden. Der Lohn: ein Pokal für den Besitzer und fünf Zentner Mastfutter für die Siegerin.

1983 muss Lühnde gegen Ende des Jahres das TLF 16 an Algermissen abgeben. lm nächsten Jahr, so plant die Gemeinde, soll die Lühnder Wehr ein neues LF 8 erhalten.

1984 geht die Diskussion um die Fahrzeugverschiebungen in den Wehren der Gemeinde Algermissen weiter. Der Kreisbranddirektor und der Landesbranddirektor unterstützen eine Rückkehr des TLF 16 nach Lühnde. Anderenfalls solle Lühnde ein TLF 8 erhalten.

Die Feuerwehrbereitschaft ist nicht mehr Bereitschaft im Katastrophenschutz, sondern Bereitschaft der Kreisfeueıwehr. Die  Bereitschaftsstärke wird von 1-26 auf 1-22 reduziert. Dadurch wird die Lühnder Gruppe auf 1-1 heruntergestuft. Am 12. März muss
die Lühnder Wehr zum ersten Mal im Ernstfall einen brennenden Pkw löschen. Am 24. November hilft sie bei der Bekämpfung eines Dachstuhlbrands in Ummeln. Am Jahresende erhält die Wehr eine neue TS8/8 Trokomat der Firma Ziegler als Ersatz für die alte Pumpe.

1985 muss das Gerätehaus acht Jahre nach der Einweihung saniert werden. Zweimal wird sogar eingebrochen. Die Gemeinde tauscht die verrotteten Fenster aus.

1986 wird die Jugendarbeit wegen akuten Personalmangels eingestellt. Die Jugendwehr hat nur noch sechs Mitglieder. Ihr Konto wird zum 1. Juli gesperrt, das Vermögen auf ein Sparbuch eingezahlt. ln diesem Jahr fährt die Wehr zwei Einsätze: Bei Ruhkopf muss ein Fassadenbrand, gelöscht werden, an der Tankstelle Heinrich Busche wird Ölalarm ausgelöst.

1987 wird den letzten drei aktiven Mitgliedern der Jugendwehr vorgeschlagen, ihren Dienst in der Algermissener Wehr fortzusetzen. Nach neun Jahren muss die Feuerwehr im Mai die Überprüfung von Feuerlöschern im Gerätehaus einstellen. Laut Gerichtsbeschluss gilt diese Dienstleistung als unlauterer Wettbewerb. Das Gerätehaus wird in Eigenregie von der Wettkampfgruppe renoviert.

1988 werden am Gerätehaus beide Tore ausgewechselt. Dreimal muss die Wehr in diesem Jahr Ölspuren beseitigen. Weitere Einsätze: ein Schornsteinbrand am 2. und ein Feuer in der Lühnder Schule am 4. Januar. lm Dezember schafft die Gemeindewehr einen Ölschadensanhänger an, der in Algermissen stationiert wird.

1989 brennt am 7. März das 200 Jahre alte Fachwerkhaus von August Busche. Alle Ortswehren sind im Einsatz. Sie müssen mit
schwerem Atemschutz ins Gebäude eindringen, um die anwesenden Bewohner zu retten. Ende März erhält die Wehr neue Einsatzanzüge: Latzhosen und orangefarbene Feueıwehrjacken. Ab Mai hat die Wettkampfgruppe so große Personalprobleme, dass sie nur noch einmal im Monat üben kann.

1990 muss die Wettkampfgruppe pausieren. Drei Kameraden sind ausgeschieden, zwei beim Wehrdienst – damit wird die Gruppenstärke nicht mehr erreicht. Der Landkreis sagt der Gemeinde einen Zuschuss von 120.000 Mark für neue Fahrzeuge zu. Danach soll Lühnde Anfang 1992 ein TLF 8 erhalten. Ebenfalls im Februar wird bei einer Zugübung erstmals der Umgang mit gefährlichen Stoffen geprobt. Auch in der theoretischen Ausbildung gibt es ein neues Aufgabengebiet: Brandbekämpfung an der neuen lCE-Schnellbahnstrecke Hannover – Würzburg. Am 18. Oktober gibt es wieder einen Großalarm in Lühnde: An der Ummelner Pforte brennt am späten Abend das ehemalige Stallgebäude von Cord Rautenberg. Alle Wehren der Gemeinde sind im Einsatz. In einem 90-minütigen Löscheinsatz können die beiden angrenzenden Wohnhäuser gerettet werden. Die Bewohner sind vorsorglich evakuiert worden. Aus dem brennenden Stall kann ein Dackel gerettet werden. Die Lühnder Wehr ist bei diesem Einsatz vom Pech verfolgt: Erst springt wegen einer defekten Batterie das TSF nicht an, dann fällt beim Abrücken die Pumpe aus dem Wagen. lm Dezember werden die Fahrzeugboxen im Gerätehaus renoviert – erneut in bewährter Eigenregie.


Die Jahre 1991 – 1993 | Ortsbrandmeister Hans-Wilhelm Roth

1991 tritt Ortsbrandmeister Hans-Joachim Püschel aus beruflichen Gründen zurück. Stellvertreter Hans-Wilhelm Roth übernimmt das Amt zunächst kommissarisch und wird auf einer außerordentlichen Generalversammlung Ende August einstimmig zum neuen Ortsbrandmeister gewählt. Er vereinbart allerdings mit der Gemeinde, dass er vor Ablauf der sechsjährigen Amtszeit aus dem Vertrag ausscheiden darf. lm Herbst wird die Wehr zu einem Scheunenbrand in Wätzum gerufen.

1992 wird Ex-Ortsbrandmeister Hans-Joachim Püschel von der Generalversammlung zum Ehren-Ortsbrandmeister ernannt. Die Auszeichnung wird ein Jahr später offiziell vom Gemeindekommando bestätigt. Nach 29 Jahren wird die alte Holzsteckleiter des TSF durch eine zweiteilige Aluminiumsteckleiter ersetzt. Vier Einsätze sind in diesem Jahr verzeichnet: ein Stoppelfeldbrand, zwei Ölbekämpfungen und aus dem Stichkanal muss ein toter Hund geborgen werden.

1993 wird der Jahresbeitrag für Aktive nach 18 Jahren von zwölf auf 24 Mark erhöht. Ortsbrandmeister Roth kündigt seinen Rücktritt im nächsten Jahr an. Der Landkreis schafft einen Gefahrgutzug an. Die Lühnder Wehr stellt zwei Kameraden dafür ab. Die Feuerwehr beteiligt sich an der Bürgerinitiative, die sich dafür einsetzt, dass die Gemeinde die Birke wieder in die Regie der Vereine gibt, die dieses Clubhaus einst gebaut haben. Der Vorstoß scheitert. Die Tore des Gerätehauses, die jahrelang bei Wind aufsprangen und deshalb durch verkeilte Besen gesichert werden mussten, werden repariert. Auch in diesem Jahr hat die Wehr neben der Brandbekämpfung (Scheunenfeuer bei Rühmkorf in Wätzum) einen tierischen Einsatz: Aus einem Schornstein muss eine Taube gerettet werden.


Die Jahre 1994 – heute | Ortsbrandmeister Ekkehard Lütke

1994 tritt Ortsbrandmeister Roth wie angekündigt aus beruflichen Gründen zurück. Zum Nachfolger wird Ekkehard Lütke gewählt. Im Februar beschließt das Gemeindekommando auf der Dienstversammlung: Die geplante Ersatzbeschaffung für das jetzt 14 Jahre alte Lühnder TSF wird von 2000 auf 2004 verschoben. Erst danach soll ein LF 8 angeschafft werden, das der Lühnder Wehr erstmals für 1984 und später für 1992 versprochen worden war.

Die Ausbildung wird um neue Aufgaben erweitert. Auf dem Dienstplan stehen erstmals Abseilen aus der Höhe und der Umgang mit Dioxinen und radioaktiven Stoffen. Am 10. Oktober wird nach achtjähriger Pause eine neue Jugendfeuerwehr gegründet. Am 27. Dezember gibt es – wie schon 1979 – einen Fehlalarm bei der Gaststätte Platz. Alle Wehren der Gemeinde rücken an – nur die Lühnder nicht. Ein Unbekannter hat ihren Funkrufnamen benutzt, um den angeblichen Brand der Einsatzleitstelle zu melden. So bleibt die Sirene der vermeintlich Alarm auslösenden Ortswehr stumm.

1995 werden die Alterskameraden Heinrich Grefe (Tischler) und Heinrich Grefe (Maler) mit einer Ehrennadel für die 60-jährige Mitgliedschaft in der Lühnder Wehr ausgezeichnet. Das Gerätehaus erhält zwei total verglaste Sektionaltore und eine neue Eingangstür. Das TSF wird mit zwei weiteren Alu-Steckleitern aufgerüstet und verfügt damit wieder über eine vierteilige Leiter. Am 17. Juni veranstaltet die Lühnder Wehr einen großen Tag der offenen Tür mit Lösch- und Rettungsvorführungen. 14 Feuerwehrfahrzeuge sowie zwei Rettungswagen sind zu sehen, das Algermissener DRK ist mit einem Infostand dabei. Im November kommt der bisher in Algermissen stationierte Schlauchwagen SW 1000 des Landkreises nach Lühnde.

1996 wird der Feuerwehr die Überprüfung privater Feuerlöscher von der Gemeinde endgültig verboten. Die Wehr darf die seit 18 Jahren erfolgreiche Aktion auch auf Privatgelände nicht fortführen. Am 21. Dezember wird die Wehr nach Algermissen alarmiert: Scheunenbrand bei Bauer Ernst. Bei minus 16 Grad müssen einige Kameraden wegen Durchnässung und Unterkühlung vorzeitig abgezogen werden.

1997 feiert die Lühnder Wehr vom 2. bis 4. Mai mit Ausmarsch (22 Gruppen), Kinderfest und Festball ihr 95-jähriges Bestehen. Danach ist die Wehr nicht mehr die alte Männerriege, denn während des Festes geben auf einen Schlag 13 Frauen ihre Aufnahmeanträge für den aktiven Dienst ab. Fünfmal muss die Wehr in diesem Jahr Ölspuren beseitigen. Am 17. April zünden Brandstifter Grababstützmaterial hinter der Friedhofskapelle an. Durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr kann der Brand mit Gießkannen gelöscht werden, bevor die Flammen auf den Dachstuhl übergreifen. Doch die Kapelle ist nicht mehr benutzbar. Die Kirchengemeinde entschließt sich zum Neubau, der zwei Jahre später, am 14. November 1999, eingeweiht wird.

1998 ist die Jugendwehr so erfolgreich, dass 27 Monate nach der Neugründung ein Aufnahmestopp verhängt wird. Am 26. September lädt die Feuerwehr zu einem Kartoffelfest ein, das wegen des großen Erfolgs auch 1999 veranstaltet wird. Fünfmal muss sie in diesem Jahr zu Hilfseinsätzen ausrücken.

1999 wird der neue Dienstgrad Erster Hauptfeuerwehrmann eingeführt (drei Sterne). Die Lühnder Wehr kauft von der Berufsfeuerwehr Hannover einen VW-Bus (Baujahr 1980) als Mannschaftstransporter. Er wird auf Kosten der Wehr repariert und von Opel-Schmidt kostenlos neu lackiert. Die Unterhaltskosten trägt die Gemeinde. Beim Kartoffelfest am 25. September wird der MTW offiziell übergeben. Mit dabei ist auch Pastor Günter Albrecht. Er steht der Wehr künftig als Notfallseelsorger bei. lm Februar wird eine zweite Sirene in Betrieb genommen. Sie ist im November 1998 auf dem Schornstein der Schule installiert worden. Am 8. Juni schrillt sie um 1.30 Uhr: Zwischen Bolzum und Wätzum soll eine Ölspur abgestreut werden. Als die Wehr ankommt, ist sie längst abgetrocknet. Bei einem Verkehrsunfall an der Wätzumer Kanalbrücke am 6. Februar und bei einem Autobrand an der Ummelner Pforte am 18. Mai sind zwei Kameraden schneller als die alarmierte Wehr: Beim ersten Mal ist das Auto schon abgeschleppt, beim zweiten das Feuer bereits mit zwei Eimern Wasser gelöscht. Bis Jahresende gibt es vier weitere Brandeinsätze. Am 8. August steht das Clubhaus am Ummelner Sportplatz in Flammen, am 17. August das DRK-Heim in Sarstedt. Da die alte Sirene am Alex defekt ist, werden bei beiden Einsätzen nur die Kameraden im Oberdorf alarmiert. Am 22. Oktober quillt starker Rauch aus einem Haus am Bolzumer Busch – auf einem unbeaufsichtigten Herd sind Kartoffeln verkohlt. Topf runter, Herd aus – damit ist der Einsatz beendet. Am 3. Dezember muss in Lühnde noch ein Schornsteinbrand gelöscht werden.

2000 ist das Jahr der Expo in Hannover. Die Lühnder Feuerwehr gehört zur Bereitschaft und ist für einen Katastrophenfall mit dem Schlauchwagen eingeplant. lm Juni beantragt der TuS bei der Gemeinde die Aufstockung des Gerätehauses. Achtmal wird die Wehr zu Hilfe gerufen, allein vier Öl-Einsätze sind darunter. Am letzten Tag des Jahres muss an der Ummelner Pforte ein brennender Apfelbaum geloscht werden.

2001 bewährt sich die Lühnder Wehr erneut als Ölbekämpfungsdienst: Von Februar bis Oktober müssen sieben Olspuren beseitigt werden. Am 31. Mai schlägt ein Blitz in die Scheune von Beitzen ein, Strohballen gehen in Flammen auf. Am 23. August wird eine brennende Wiese auf dem Mühlenberg gelöscht. Am 29. September fordert Sarstedt den Schlauchwagen an: Der Repo-Markt brennt. Auch tierische Einsätze sind wieder verzeichnet: Eine Katze wird zum Tierarzt gebracht, eine andere tot geborgen. Am 1. Oktober beantragt die Wehr bei der Gemeinde ein LF 8 als Ersatz für das 21 Jahre alte TSF, das schon stark vom Rost befallen ist. Die auf 2004 Verschobene Ersatzbeschaffung soll nun auf 2003 vorgezogen werden. Am 15. Dezember wird die alte Ziegler-Tragspritze von 1984 durch eine neue TS8/8 ersetzt.

2002 muss am 31. Januar Bledeln evakuiert werden. Am Hassel, nahe der Autobahn, ist eine 1,6 Tonnen schwere Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Die Wehren der Gemeinde Algermissen richten einen Pendelverkehr ein und bringen die Bürger für die Zeit der Minen-Entschärfung in die Lühnder Grundschule. Vor dem Gerätehaus wird die Einsatzleitstelle stationiert, drinnen werden die Helfer der anderen Wehren von den Lühnder Kameraden verpflegt.

Am 13. April wird Lühnde wieder zur Wettkampfstätte der Feuerwehren. 28 Gruppen haben sich zum Wettstreit um den Jubilaumspokal angemeldet. Vom 19. bis 21. April richtet die Freiwillige Feuerwehr Lühnde das Dorfgemeinschaftsfest aus und feiert ihr 100-jähriges Gründungsjubiläum. Der in Lühnde stationierte Schlauchwagen soll in diesem Jahr durch einen SW2000 mit doppelter Schlauchmenge ersetzt werden.

© Statuten aus dem Gründungsjahr 1902

© Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Lühnde zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 2002

Für diese Webseite zusammengefasst von Lukas Holze.